Ein Selbstversuch Selbstbetrug nee….äh…
Der Titel ist etwas provozierend und das soll er auch sein, denn das, was uns als Persönlichkeitsentwicklung meist verkauft wird, ist eigentlich eine zielgerichtete Selbstverbesserung. Wenn das dein Ziel ist, kein Problem. Nur, wenn dir unter dem Namen Persönlichkeitsentwicklung ein Weg zu dir selbst versprochen wurde, kann das Ergebnis zu Enttäuschung führen.
Persönlichkeitsentwicklung ist keine Selbsttherapie, sondern eine Methode herauszufinden, was in dem jeweiligen Menschen steckt. Also die Potenziale zu wecken und zu nutzen, die in einem schlummern.
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Bedeutet dies nicht, dass man sich auf die Suche nach der eigenen Persönlichkeit macht?
Ich denke, das wir Menschen bereits in jungen Jahren den Zugang zu unserem Wollen, Interessen und Fähigkeiten verlieren, aufgrund der Notwendigkeit sich an autoritäre Strukturen (Eltern, Lehrer…) anzupassen.
In der Zeit und Gesellschaft in der wir heute leben, ist ein Aufwachsen ansonsten nicht möglich. Anpassung, nennt sich die am meisten geforderte Fähigkeit und der Mensch sucht den Weg des geringsten Widerstands, leider auch auf Kosten seiner Selbst.
Hirnforscher Gerald Hüter hat rund um dieses Thema einige interessante Bücher geschrieben und es finden sich auch zahlreiche Interviews auf YouTube von ihm, die ich sehr empfehlen kann. Zum Beispiel dieses hier.
Ich muss mir selbst an die Nase fassen und ein paar Tränen verdrücken, wenn ich darüber nachdenke, wie oft ich von meinen Kindern verlangt habe, ihre eigenen Überzeugungen und Gefühle zu unterdrücken, um innerhalb des gesellschaftlichen Rahmens zu funktionieren.
Wenn ich mich nun auf die Suche nach meiner Persönlichkeit mache, also Persönlichkeitsentwicklung betreibe, bedeutet dies im ersten Schritt, wieder den Zugang zu meinen Gefühlen herzustellen, um ein ganzheitliches Handeln, in welchem meine Gedanken, meine Gefühle und mein Handeln übereinstimmen, zu ermöglichen.
Ein einfaches Beispiel dafür ist:
Mensch A. bringt sein 8 Monate altes Kind zur Tagesmutter um den Anforderungen des Arbeitgebers gerecht zu werden, obwohl er sich dabei nicht wohl fühlt und lieber noch ein Jahr zu Hause geblieben wäre.
Nun nimmt dieser Mensch wieder Kontakt zu sich selbst auf, meldet das Kind ab und vertraut darauf, dass diese Entscheidung aus dem Bauch heraus (Gedanken, Gefühle und Handeln sind stimmig) die Beste Lösung für alle Beteiligten ist.
Das ist natürlich ein sehr herunter gebrochenes Beispiel, bei dem viele Aspekte unerwähnt bleiben, doch es erklärt gut meinen Standpunkt.
Angst (davor den Job zu verlieren beispielsweise) aber jede Angst im Allgemeinen, ist übrigens nicht das Gefühl, von dem man sich leiten lassen sollte.
Die zweite Form der Persönlichkeitsentwicklung, auf die ich kurzfristig reingefallen bin, lautet eher Selbstoptimierung.
Diese Form ist weit verbreitet und sicherlich auch hilfreich auf dem Weg zum beruflichen Erfolg.
Allerdings kann man diese Form der Persönlichkeitsentwicklung so sehen, wie einen Vorbau, den ich vor mein eigentliches Selbst setze. Ein besseres „Ich“, dass ich erreichen möchte.
Die drei Säulen der Persönlichkeitsentwicklung bestehen hierbei aus Selbsterkenntnis, Selbstakzeptanz und Selbstveränderung. Dies hört sich im ersten Moment vielleicht identisch an, mit der bereits oben beschriebenen Persönlichkeitsentwicklung.
Der Unterschied liegt in der Zielgerichtetheit und Selbstverbesserung, die hier im Fokus liegt.
Oft wird daran gearbeitet das Mindset zu verändern, indem negative Glaubenssätze in positive umgewandelt werde.
Aus „Ich kann nichts und werde nie erfolgreich.“ wird dann beispielsweise „Ich denke und handle erfolgreich.“ oder „Das werde ich mir nie leisten können.“ wird „Geld kommt leicht zu mir.“
Man wird dazu aufgefordert sich klare Ziele zu stecken und immer wieder die eigene Komfortzone zu verlassen, um vorwärts zu kommen.
Wie bereits erwähnt, bin ich mir sicher, dass man mit diesem Konzept beruflich durchaus erfolgreich werden kann.
Nur ist das eine Persönlichkeitsentwicklung, die den Mensch weiter bringt? Die Frage hierbei ist wohl, was man sich für sein Leben wünscht.
Wenn die Mutter aus dem oberen Beispiel ihre Glaubenssätze umschreibt und aus „Ich bin keine gute Mutter.“ ein „Ich bin eine verantwortungsvolle Mutter, die gut für ihr Kind sorgt.“ macht, hat sie sicherlich kurzfristig ihr Gehirn überlistet und bekommt positives Feedback vom Arbeitgeber, der nicht auf sie verzichten will.
So muss jeder für sich selbst entscheiden, was Persönlichkeitsentwicklung für ihn bedeutet und wie er dieses Leben für sich und sein Umfeld gestalten will.
//Friederike