Ich habe gerade jetzt ganz viel Sehnsucht nach einem Garten. Sehnsucht etwas anzupacken, zu gestalten, beim Wachsen zusehen, freuen, verändern, freuen.
Unser altes Zuhause in Deutschland bestand aus einer Doppelhaushälfte in einer Kleinstadt in Baden-Württemberg. Ein gemietetes Haus, was dennoch unser Haus war. Denn bei jedem Umzug beschlossen mein Mann und ich, dass wir das Mietobjekt behandeln als wäre es unser Eigenes. Und so haben wir Phantasie, Arbeit und Geld in den Ausbau des Kellers gesteckt und eben in den Garten.
Der Garten war ein ganz besonderes Herzensprojekt, weil meine Freundin Andrea mit ihrer Familie 300 km aus der Eifel zu uns anreiste und während Männer und Kinder einen Ausflug wohin auch immer machten, fuhren Andrea und ich ins Allgäu ins absolute Staudenparadies und suchten gemeinsam die Stauden und Blumen aus, die in den danach folgenden fünf Jahren meinen Garten und mein Herz zum Blühen brachten.
Storchschnabel Roxanne, Katzenminze, Frauenmantel, Steppensalbei, Herbstastern, duftender Phlox, zwei wunderschöne Rosen, Sonnenhut & Eisenkraut.
Im Vorgarten hatte ich den ganzen vorhandenen Platz mit (leider schwächlichen) Annabell Hortensien bepflanzt, die ich sehr günstig im Internet gekauft hatte und die mit viel Liebe im Laufe der Jahre zu prächtigen Stauden heranwuchsen.
Hörst du den Schmerz in meinen Worten? Das mag wohl daran liegen, dass die Nachmieter, die auch die Besitzer des Hauses sind, meine Beete aus praktischen Gründen einbetonierten. Hinter dem Haus wichen sie der Vergrößerung der Terrasse, der Vorgarten wurde durch Steine ersetzt.
Und mein derzeitiger Gartenschmerz mischt sich mit einem Zuhause Schmerz. Zuhause ist ein weitgehender Begriff und er kann so viel verschiedenes zum Ausdruck bringen.
Ich sehne mich nach einem Haus, das unser Zuhause ist. Momentan leben wir auf 70qm mit sechs Personen und ich bin sehr dankbar für diese Möglichkeit. Freunde von uns, hier in Schweden, stellen uns ihr Ferienhaus, dass sie eigentlich an Sommergäste vermieten zur Verfügung, so lange wir es brauchen.
Aber ich spüre das etwas passiert. Vielleicht macht mich das so unruhig. Eine Mischung aus Rückblick und Vorfreude, Hoffnung und Angst vor Hoffnung. Kribbeln und ruhig bleiben. So viel Gefühlschaos erlebt im letzten Jahr.
Es gibt ein Mietobjekt, das wir bald anschauen können. Von Außen nicht besonders schön. Aber ich habe das Gefühl, es wird das Unsere. Und ich glaube es wird sehr gut sein.
Eigentlich hatte ich es nach dem ersten Blick abgeschrieben. Und dann kam das Gefühl den Besitzer doch nach einem Besichtigungstermin zu fragen. Dazu kommt der Drang unseren jetzigen Lebensmittelpunkt zu putzen und auf unsere Abreise vorzubereiten. Die innere Stimme in mir, die ich nicht immer höre, doch der ich immer mehr vertrauen möchte.*
Der Besichtigungstermin wird bald sein. Und ich habe die Hoffnung, dass ich ganz bald von meinem neuen Garten schreiben kann. Hier in Schweden, wo die Gartenerde sehr sauer ist. Wo Hortensien ohne Zutun blau erblühen, Rhododendren riesengroß werden und Blaubeeren im Vorgarten sehr üblich sind.
Ich glaube ich ziehe schon mal ein paar Duftwicken vor…

* Johannes 10,27 „Denn meine Schafe hören meine Stimme; ich kenne sie und sie folgen mir.“