Blog Schweden

Der Abschied von Deutschland war hart

Und dass nicht, weil es uns so schwer gefallen ist sondern weil es zum Ende hin einfach unglaublich anstrengend war. Motorschaden an unserem Auto und kurzzeitige Ohnmacht inbegriffen.

Anfang Dezember 2021 haben wir als Familie beschlossen nach Schweden auszuwandern. Wir dachten schon längere Zeit darüber nach, hatten aber nicht wirklich Frieden für die Entscheidung und uns daher immer wieder dazu entschlossen in Deutschland zu bleiben. Wir hatten Pläne und trafen uns schon seit Monaten mit zwei befreundeten Familien, mit denen wir ein gemeinsames Wohnprojekt starten wollten. Mein Herzprojekt.

Dann kam es aber zu politischen Entscheidungen, die in erster Linie unsere älteste Tochter betrafen, die für uns eine rote Linie überschritten. Konkret: Ohne Impfung durfte sie nicht mehr am WingTsun Unterricht teilnehmen. Wir bewegten den Schwedengedanken erneut hin und her und fühlten schlussendlich Frieden, was für uns das „Ja“ von Gott bedeutete und begannen unsere Auswanderung zu planen.

Da meine 14 Jahre ältere Schwester bereits seit über 30 Jahren in Schweden lebt, hatten wir eine Anlaufstelle. Sie besorgte uns ein Haus, in dem wir erstmal unterkommen konnten. Ein ehemaliges B&B, dass schon längere Zeit leer stand.

Kurz nach den Weihnachtstagen, der Christbaum stand noch, begannen wir zu packen. Und Auszumisten. Wir mussten ein 140qm Haus leer räumen, dass über ein vollgestopfte Garage und einen ebenso gut gefüllten Dachboden verfügte. Wir planten Mitte/ Ende Februar unsere Zelte in Deutschland abzubrechen.

Am 9. Februar, nach fleißigem und unablässigem Sortieren, Auswählen und Wegwerfen, stand schließlich der LKW vor der Tür, den ein Freund von uns fuhr. Gemeinsam mit meinem Mann und seinem Bruder machten die drei sich am nächsten Tag auf den Weg nach Schweden mit all unserem Hab und Gut.

Die Kinder und ich sind bei meiner Schwiegermutter untergekommen und warteten dort auf meinen Mann, damit wir gemeinsam am 19.02.2022 mit der Fähre nach Schweden in unsere neue Zukunft starten können.

Ich dachte, nachdem ich zwei Tage damit verbracht hatte, das alte Haus für die Nachmieter zu putzen, könnte ich mich etwas von den kräftezehrenden Tagen ausruhen, die hinter uns lagen. Denn parallel zum Haushalt auflösen hatten wir die ganze Zeit natürlich unseren Alltag laufen, die Kinder gingen zur Schule und ich hatte ein sechs Monate altes Baby, um das ich mich kümmern musste.

Doch kaum war mein Mann mit dem LKW unterwegs, bekamen wir einen Anruf aus der Werkstatt, dass unser VW-Bus nicht nur ein bisschen Öl verliert sondern einen handfesten (kostspieligen) Motorschaden hat. Für uns hatte das zur Folge, dass wir direkt nach der Ankunft meines Mannes zurück aus Schweden, ein Auto suchen mussten mit dem wir sechs Tage später Auswandern würden. Und das Auto musste sechs Sitze haben, weil wir mit vier Kindern eine Großfamilie sind und in ein herkömmliches Auto nicht mehr passen.

Nach drei Besichtigungen von richtig furchtbaren Schrottmühlen, fanden wir schlussendlich einen Sharan, Scheckheft gepflegt, mit sechs Sitzen. Uns blieben noch zwei Tage um das Auto anzumelden. Und eine Dachbox musste her, weil dass, was in den VW Bus passen sollte, im Sharan kein Platz fand.

Um das Gefühl einer behinderte Ausreise noch zu verstärken, wurde unsere Fährverbindung kurzfristig abgesagt, weil auf der Ostsee ein Sturm wütete.

Nachdem ich telefonisch alles auf den nächsten Tag umbuchen konnte, stand ich im Bad um mich zu schminken. Die Kinder wollten ihre letzten Euros noch in Deutschland auf den Kopf hauen. Plötzlich spürte ich, dass ich jeden Moment ohnmächtig zu werden drohte. Ich legte mich blitzschnell auf den Boden und die Beine hoch. So konnte die Ohnmacht abgewandt werden. Aber in diesem Moment merkte ich, dass der Stress der letzten Wochen, explizit der letzten Tage, doch etwas zu viel für mich waren.

Schlussendlich bekamen wir am 20.02.22 unsere Fähre von Travemünde nach Malmö. Als letztes Auto, weil spät dran, fuhren wir Nachts um 2 Uhr übers Meer in unser neues Leben.

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